Hans Rogler ( 1620-1680), der Kartoffel-Pionier aus Pilgramsreuth, Oberfranken
1647 Der erste feldmäßige Kartoffelanbau in Deutschland durch Hans Rogler
Über den Anteil des Hans Rogler an der Einführung und Ausbreitung der Kartoffel in Deutschland geben die in Archiven der Stadt Wunsiedel aufgefundenen Unterlagen über einen Zehntstreit mit dem Pilgramsreuther Pfarrer Mathäus Keppel Auskunft. Der Pfarrer hatte begeklagt, daß seine Bauern bei seiner Ankunft 1689 bereits einen ausgedehnten Kartoffelanbau betrieben hätten, der seine Einkünfte geschmälert habe. Kartoffeln seien damals als neue Kulturmethode nicht in den Zehntregistern enthalten gewesen, und die Bauern hätten sich deshalb geweigert, den Zehnt zu entrichten.
1689
Ein Pfarrer beklagt verringerte Einkünfte beim Zehnten durch Kartoffelanbau
Bei einer Befragung von Zeugen am 24.3. 1697 wurde festgehalten, daß der Anbau bereits 1647 begonnen habe. Ein gewisser Hans Rogler, etwa 1620 in Pilgramsreuth geboren und ca. 1680 in Vielitz verstorben, habe die ersten Erdäpfel von Roßbach im Böhmischen, wo Verwandte von ihm wohnten, nach Pilgramsreuth mitgebracht. Nach Roßbach seien die Kartoffeln von einem holländischer Soldat eingeführt worden. Hans Rogler sei ein Bauer aus Viellitz bei Selb/Oberfranken und habe dann als erster den feldmäßigen Anbau der Kartoffel betrieben. Als die Leute gesehen haben, daß die Frucht "gut thue", hätten auch seine Nachbarn von Jahr zu Jahr mehr in den Boden gesteckt.
1746
Erst nach 50 Jahren wird auch die Kartoffel zehntpflichtig
Nach jahrzehntelangem, heimlichen Kartoffelanbau wurde dann erst 1746 vom Markgrafen Friedrich zu Bayreuth, Schwager Friedrichs des Großen, im Hinblick auf die ungewöhnlich starke Ausbreitung des Anbaus im Markgrafentum eine Grundsatzentscheidung dergestalt getroffen, daß die neue Frucht gleichermaßen zehntpflichtig sei.
1745 Friedrich der Große ordnet den Kartoffelanbau an.
Erst 1745 schließlich erließ der Preußenkönig das Gesetz zum Anbau der Kartoffel auch in Preußen. Den Bauern wurde vorgeschrieben, dass sie 10 Prozent ihrer Anbauflächen mit der Kartoffel bepflanzen mußten.
1754
Die Schwester Friedrichs II. ordnet den Kartoffelanbau an
1754 - 1756 ordnete auch die Schwester Friedrichs des II., Markgräfin Wilhelmine zu Bayreuth erstmals an, daß jeder Landwirt den 15. Teil seines Bodens mit Karoffeln zu bepflanzen hätte. Von da an hat sich der Kartoffelanbau zunächst in Preußen mit tatkräftiger Unterstützung Friedrichs des II. kontinuierlich ausgebreitet.
1990 Denkmaleinweihung zu Ehren von Hans Rogler in Pilgramsreuth
Am 1.12.1990 wurde zu Ehren des frühesten feldmäßigen Kartoffelanbaus in Bayern, der auch zugleich der früheste bekannte in Deutschland gewesen sein dürfte, in Pilgramsreuth ein Denkmal eingeweiht, das die Inschrift trägt: Um 1647 begannen in Pilgramsreuth Hans Rogler und andere Bauern systematisch mit dem Feldanbau der Kartoffel.
1997 Briefmarke zu Ehren des 350. Jubiläums des Kartoffelanbaus wird vom Freistaat Bayern heraus gegeben.
Mühsame Forschungsarbeit führt zur Entdeckung
Es war Max Wirsing, der mit akribischer Kleinarbeit und unermüdlichem Fleiß die Geschichte vom Kartoffelpionier ausgegraben und publiziert hat, siehe Lieraturhinweis.
Unter all denweiteren Heimatforschern ist Karl Alberti, ältester Sohn des Pfarrers Traugott Alberti, und lange Jahre Bürgerschuldirektor, wohl der bekannteste. Vier Bände umfassen seine „Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes“, die bis weit in die Frühzeit zurückblicken und auf zahlreichen längst verschollenen Dokumenten fußen.
Der gelehrte Hofer Postschreiber Johann Adam Jakob Ludwig, der bereits 1770 eine Abhandlung über die Kartoffel veröffentlicht, benennt Hans Rogler als Pionier ihres feldmäßigen Anbaus in Pilgramsreuth bei Rehau und Vielitz bei Selb. Um 1647, so zitiert Ludwig Zeugenaussagen in einem Verhör, habe Hans Rogler die ersten Erdäpfel aus Roßbach dorthin gebracht. Für Arno Ritter ein Beleg, dass die Kartoffeln da schon längst in seinem Heimatort ein verbreitetes Nahrungsmittel waren. Weitere Belege findet Ritter in historischen Kauf - und Übergabeurkunden. In ihnen werden sich stets Kartoffelbeete mit ausbedungen. Die ältesten dieser Dokumente aus Roßbach datieren von 1698 (Übergabevertrag der Ponelmühle) und 1706 (Kaufvertrag zum Urhof Nr. 1). Dr. Herbert Hofmann, Verfasser des Roßbacher Heimatbuchs, der die bäuerliche Entwicklung Roßbachs zum Thema seiner Dissertation macht, vermutet im Schneider Hans Hofmann den Ur-Vater des Erdäpfel - Anbaus und zwar bereits um 1640.
Arno Ritter verfolgt die Spuren der Kartoffel nicht nur im Ascher Land, sondern darüber hinaus in Sachsen, Franken, der Oberpfalz und dem Harz. Er korrespondiert mit Heimatforschern und Archiven hinter dem Eisernen Vorhang, wertet unzählige historische Quellen aus. Am Ende steht für ihn fest: Nicht nur Hans Rogler hat sich Pflanzgut der tollen Knolle aus Roßbach geholt, auch Bauern aus dem Oberen Vogtland in Sachsen folgten seinem Beispiel. Der Siegeszug der Kartoffel setzte sich danach über das Sechsämterland nach Süden und das Erzgebirge nach Norden fort .
Geschichte der Kartoffel "Wanderung" von Südamerika nach Bayern.
- 1543 Bereits in diesem Jahr können Rogler in Pilgramsreuth am Nordfuß des großen Kornbergs im Fichtelgebirge nachgewiesen.
Wildenau bei Selb ist die Wiege dieser Familie (so Forscher Heinz Wolfrum im amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Gefrees, Nr. 9, 3.September 1985). - 1565 Die ersten Kartoffeln kommen um 1560 nach Sevilla in Spanien. Um 1565 war die Kartoffel in Paris, Rom und Wien bekannt. Der spanische König Philipp II. erhält vom Gouverneur aus Cusco, Peru eine Sendung ausgesuchter Kartoffeln. Er schickte sie dem kränkelnden Papst Pius IV. zur Wiederherstellung seiner Gesundheit. Der heilige Vater, der auch an Zahnschmerzen litt, nimmt das Geschenk wohlwollend an.
- 1573 Die Bauern um Sevilla bauen in kleinen Mengen Kartoffeln an, unklar ob zum Verzehr oder zur Zierde.
- 1585 Sir Walter Raleigh bringt die Kartoffel aus dem von ihm gegründeten Virginia nach Irland mit. Dort wird sie zum Volksnahrungsmittel.
- 1586 Sir Francis Drake kapert einige spanische Schiffe in der Karibik. Davon soll er seinem Auftraggeber, Sir Walter Raleigh einen Teil der Beute abgegeben haben. Dieser pflanzt einen Teil in Irland an wo sie prächtig gediehen. Von dort aus verbreitet sich die Katoffel über ganz Europa aus, wegen ihrer schönen Blüten (z. B. 1651) läßt Kurfürst Friedrich Wilhelm ein Blumenbeet mit Kartoffeln anlegen. Der Name Kartoffel rührt von einer Beschriftung auf einer Zeichnung her, die Sivry, der Präfekt von Mons dem Botaniker Carolus Clusius sandte. Er nannte in der Beschriftung die Knolle: Taratoufi à Philipp de Sivry, 26. Januarii 1588. Aus dem schwer auszusprechenden „Tara-toufli“ entwickelte sich „Tartuffel“ und dann Kartoffel. Im südlichen Europa wurden die Knollen allerdings gegessen, obwohl die Ärzte vor deren Genuß warnten. Sie sei gifttig und würde zu Rachitis, Schwindsucht, Magengeschwüren und Gehirnschäden führen. In Böhmen und im Sudetenland legten die Bauern die Kartoffel ins offene Feuer, was einen vorzüglichen Geschmack ergab.
- 1600 Erst im 17. Jahrhundert kam die Kartoffel zum Verzehr auf den Tisch des französischen Königs. Sie war so teuer, daß sich nur Fürsten diese Frucht leisten konnten.
- 1621 Erstmals erwähnt wird die Kartoffel in der Oberpfalz. Johann Oberndorfer zeichnete und beschrieb eine Kartoffelpflanze mit geöffnete Blüten, die im medizinischen Garten in Regensburg stand.
- 1646 "Hanß Rogler jun." wird in einem Verzeichnis über Kirchenabgaben genannt.
- 1647 Ein in Böhmen einquartierter Offizier läßt sich die „Potaken“ aus Holland, wo sie angebaut wurden, nach Roßbach bei Asch bringen. Hans Rogler, aus Viellitz/Selb lernt die Kartoffel hier bei einem Besuch von Verwandten kennen. Hans Rogler steckt in seinem Acker auf der Kappel zwischen Viellitz und Selb zum ersten Mal Kartoffeln in die Erde. Seinem Beispiel folgen alsbald das ganze Sechsämter- und Vogtland. So wird die Gegend um Selb zum Ausgangsgebiet für den Kartoffelanbau in Deutschland.
- 1648 6.2. stirbt Hans Rogler’s Wöchnerin, 34 Jahre alt. Hans Rogler verläßt daraufhin vermutlich Pilgramsreuth, wo er ohnehin nur eine Hofstelle zum Lehen hat.
- 1679 am 17.8. stirbt Johann Nic. Roglers Witwe in Selb im Alter von 75 Jahren, begraben am 20.8. (Selber Kirchenbuch), dies könnte die 2. Frau des Hans Rogler gewesen sein.
- 1680 vermutlich in dieser Zeit stirbt Hans Rogler.
- 1690 wird vom ersten feldmäßigen Anbau in Wiesau, Speinshart und Pullenreuth bei Kemnath/Stadt berichtet.
- 1721 16.10 oder 16.12. (lt. Zeitungsbericht vom 5.12.1990, Autor Heinz Wolfrum) stirbt ein Johann Rogler aus Plößberg bei Selb, 58-jährig in Selb.
Geboren also 1663 (lt. Selber Kirchbüchern, Bd.II/S37). - 1727 26.10. ein Johann Rogler, geboren in Neuenbrand (bei Asch, wo Hans Rogler die Kartoffeln kennenlernte) stirbt in Selb-Buchenwald im Alter von 63 Jahren. (lt. Dieter Arzberger, Oberweißenbach 82, Selb). Entnommen vor 1986 den Selber Kirchenbüchern. Diese beginnen mit dem Taufregister 1617 und den übrigen Registern 161 9. Im ganzen 30-jährigen Krieg sind sie lückenhaft und das Sterberegister 1633-1661 fehlt ganz).
Es handelt sich also u. U. um den gleichen Johann Rogler wie (I), der Vorfahre der Gefreeser Rogler. Strittig ist damit, wo Johann Rogler (1) geboren ist. Es entsteht jedoch offenbar eine verwandschaftliche Beziehung zwischen Hans Rogler, der in Asch die Kartoffeln kennenlernte, und Johann Rogler. - 1935 Zum Gedenken an den Kartoffelpionier hat die Stadt Selb eine Straße, die es heute noch gibt, nach seinem Namen benannt. (A. Reichold).
- 1975 Artikel in „Der Siebenstern“, Dr. Singer, Arzberg: Viel Streit um die neu eingeschlichenen Erdäpfel“.
- 1990 1.12. In Pilgramsreuth/Rehau wird ein Denkmal eingeweiht mit der Inschrift: „Um 1647 begannen in Pilgramsreuth Hans Rogler und andere Bauern systematisch mit dem Kartoffelanbau“.
LITERATUR - 1657 Urkunde des Staatsarchivs Bamberg, unter G 13, Nr. 5577
Markgraf Friedrich Wilhelm zu Bayreuth stimmt zu 28. November 1657, daß in Pilgramsreuth 4 Güter zu 8 kleineren Gütern aufgeteilt werden, und zwar u.a. die Güter des Peter Bergmann und des "Hans Rogler". - 1697 Zeugenaussagen vor dem Landrichter in Hof, 24.03.1697, Stadtarchiv Wunsiedel
Hans Grießhammer aus Selb, zu Pilgramsreuth führte aus, daß Hans Rogler die ersten Erdäpfel nach Pilgramsreuth gebracht hätte und ein Bauer nach dem anderen immer mehr Erdäpfel angebaut hätte. - ~~~ Bayer. Staatsarchiv Bamberg, C 13, Nr. 5577.
"Manuscriptorium ad Historiam Burggraviatus Norici, Vol. XI., Geschichte der Pfarreien 11,Abteilung Rehau, Schwarzenbach an der Saal" (registriert unter F.E. Baumann, Mauser. 3/1V, Stadtarchiv Wunsiedel). - 1863 Hagen, von, E.C.: Geschichtliche Nachrichten über den ersten Anbau der Kartoffeln im Fürstentum Bayreuth.
Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von Oberfranken, 1863. Bd. 9, Heft 1, S. 245) - 1975 Dr. Singer, Arzberg, "Viel Streit um die neu eingeschlichenen Erdäpfel", Der Siebenstern, Vereinzeitschrift des Fichtelgebirgsvereins. e. V. nr. 4, 1975
- 1977 Max Wirsing, "Selb-Vielitzer "Kartoffelpionier" Hans Rogler, ein Pilgramsreuther !" im Pilgramsreuther Heimatbüchlein, herausgegeben 1977 von der Gemeinde Pilgramsreuth, (Bezug über Hans Fuchs, Pilgramsreuth).
- 1987 Max Wirsing, "Oberfränkisches Schulleben in älterer Zeit - am Beispiel des früheren
Schulortes Pilgramsreuth, Ldkr. Hof" - in Heimatbeilage Nr. 138, November 1987,
zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken. - 1988 Max Wirsing, "Einführung des Kartoffelanbaus in Deutschland durch Pilgramsreuther 1643", Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, 36 (1988) Heft 1, S. 23-32
- 1988 Max Wirsing, "Einführung des Kartoffelanbaus in Deutschland durch Pilgramsreuther..." in Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, 36 (1988), Heft 1 , S. 23-32.
- 1988 Max Wirsing, "Pilgramsreuth in katholischer Zeit von der Frühmeß-Stiftung (1416) bis zur Reformation (um 1530)" in "Pilgramsreuth - Beiträge zur Ortsgeschichte" - 1988 (Bezug über Kreissparkasse Selb-Rehau in Rehau).
- 1989 Auguste Burger, "Blick in die Geschichte der Kartoffel" in Ernährungs-Lehre und Praxis, Beilage zur Ernährungs-Umschau für die Unterrichtung und Fortbildung von Mittlerkräften, Nr. 12, Dezember 1989.
- 1990 Einweihung eines Denkmals für den Kartoffelpionier durch 1. Bürgermeister der Stadt Rehau, Edgar Pöpel, Bericht im Rehauer Tagblatt vom 04.12.1990, geschaffen von Manfred Raumberger, Amberg.
WEBLINKS
- https://www.stadt-rehau.de/sv_rehau/Kultur/Preisverleihungen/Goldene%20Kartoffel/Die%20Geschichte%20des%20feldm%C3%A4%C3%9Figen%20Kartoffelanbaus/Kartoffelbroschuere_DIN%20A5_4c_layout-24s.pdf
- Jährliches Erpffest ni Pilgramsreuth
https://www.frankenpost.de/inhalt.bildergalerie-erpflfest-in-pilgramsreuth.d33b4ae3-706a-4c1f-82eb-49c66c80915f.html